Besuch in Münster aus Anlass der Renovabis-Aktionseröffnung

Ukrainische Caritas-Frau berichtet: „Eure Solidarität gibt uns Kraft“

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Aus Anlass der Eröffnung der bundesweiten Renovabis-Spendenaktion in Münster berichten Gäste aus den geförderten Ländern, was mit der Hilfe aus Deutschland möglich ist. Olena Voichyk arbeitet für Caritas-Spes, eine römisch-katholische Organisation in der Ukraine.

Nach mehr als zwei Jahren Krieg in der Ukraine ist die Hoffnung auf Frieden ungebrochen. „Wir erfahren viel Solidarität und Hilfe. Aber der Krieg macht uns alle müde und mürbe. Wir hoffen auf ein Ende des Krieges“, sagte die Caritas-Mitarbeiterin Olena Voichyk aus Kiew in Münster.

Voichyk berichtete auf Einladung des Diözesan-Caritasverbands anlässlich der Eröffnung der bundesweiten Renovabis-Pfingstaktion über die sozialen Projekte von Caritas-Spes, aber auch über die Belastungen, unter denen die Bevölkerung leidet: „Soldaten kommen traumatisiert von der Front, Familien zerbrechen aufgrund der Kriegserlebnisse, und mehr als fünf Millionen Binnenflüchtlinge stellen das Land vor enormen sozialen Herausforderungen.“

Caritas-Arbeit ohne Staatshilfe

Voichyk leitet seit mehreren Jahren die Projektabteilung von Caritas-Spes, einer Wohlfahrtsorganisation der römisch-katholischen Kirche in der Ukraine, der rund zwei Prozent der Bevölkerung angehören. Seit Kriegsbeginn kamen die Hilfen von Caritas-Spes rund 150.000 Menschen in mehr als hundert Projekten zugute. Neben Caritas-Spes leistet die Caritas Ukraine der größeren griechisch-katholischen Kirche weitere Hilfen. Diese arbeitet mit dem Hilfswerk Caritas International zusammen.

„Wir helfen allen Menschen, die Not leiden, so gut wir können. Aber wir stoßen an Grenzen, weil die Armut so groß ist“, berichtete die Caritas-Mitarbeiterin. Die kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen erhielten vom Staat keinerlei Unterstützung und seien auf sich allein gestellt.

Spenden von deutschen Katholiken

„Ohne die Zuwendungen besonders von deutschen Pfarreien und von Renovabis könnten wir vieles nicht machen. Die Solidarität tut uns gut. Denn der Krieg wird dauern und uns viel Kraft abverlangen“, sagte Voichyk.

Neben der Ausgabe von Lebensmitteln, Medikamenten, kleineren Geldbeträgen und dem Aufbau zerstörter Häuser und Wohnungen möchte Caritas-Spes verstärkt die psychologischen Hilfen ausbauen: „Wenn Kinder wochenlang im Keller leben müssen, um sich vor der den Raketengriffen und Drohnen zu schützen, wirken sie zerstört und benötigen Zeiten, in den sie das normale Leben wieder kennenlernen“, sagte Voichyk. Ihre Organisation habe deshalb zahlreiche Ferienprogramme organisiert, in denen Kinder psychologische Hilfe erhielten.

Traumatisierte Kinder

„Als wir die Aufrufe für die Ferienprogramme gestartet haben, meldeten sich mehr als 500 freiwillige Helferinnen und Helfer. Das zeigt den großen Zusammenhalt in der ukrainischen Bevölkerung, der ehrlicherweise nicht überall festzustellen ist“, so die Caritas-Mitarbeiterin.

Die vielen Binnenflüchtlinge hätten auch einen Graben zwischen West- und Ostukrainern gezogen: „Während im Westen der Ukraine Cafés und Restaurants geöffnet haben und auch gefeiert wird, sieht es in den Gebieten der Ostukraine ganz anders aus. Dort wird der Krieg hautnah erlebt. Diese ungleiche Wahrnehmung des Krieges müssen auch wir in unserer Arbeit aufgreifen und verarbeiten“, sagt Voichyk, die seit 23 Jahren für Caritas-Spes arbeitet und die meisten Gebiete der Ukraine kennt.

Trennung der Familien

Eine Herausforderung für die soziale Stabilität der Ukraine stellten die Flüchtlinge dar, die im Ausland, vornehmlich in Polen und Deutschland, Schutz gesucht hätten: „Es sind vornehmlich jüngere Frauen mit ihren Kindern ins Ausland geflohen. Die Männer zwischen 18 und 60 Jahren müssen in der Ukraine bleiben. Diese Trennung ist nicht einfach, wenn man weiß, dass viele, die jetzt im Ausland leben, dort heimisch werden. Das belastet viele Familien, die mit Trennungen leben müssen.“

Um die Arbeit von Caritas-Spes zu unterstützen, überreichten Vertreter der Caritas-Gemeinschaftsstiftung im Bistum Münster symbolisch einen Scheck von 2.500 Euro. Die Stiftung hatte erst kürzlich ein Beratungsbüro für ukrainische Geflüchtete in Rumänien und Hilfstransporte in die Ukraine unterstützt.

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