Serie „Lesetipps für den Koffer“ (1): Ein Roman

„So wie du mich kennst“ - ein intimes Portrait zweier Schwestern

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Die Zeit mit einem guten Buch zu verbringen, ist eine der schönsten Urlaubs-Beschäftigungen. Leiterinnen katholischer Büchereien im Bistum Münster geben in dieser Serie Tipps zum Schmökern. Das erste Buch unserer Serie empfiehlt Marissa Vazquez Perez, seit 2014 Leiterin der Katholischen Öffentlichen Bücherei St. Catharina in Dinklage.

Der Roman beginnt damit, dass die 33-jährige Lokaljournalistin Karla die Urne ihrer jüngeren Schwester Marie zu ihrem Elternhaus in Nordbayern bringt. Marie lebte als Fotografin in New York und ist beim Überqueren einer Straße von einem Auto erfasst worden. Nach der Beisetzung fliegt Karla nach New York, um dort die Wohnung ihrer Schwester aufzulösen.

Als Karla Fotos auf Maries Laptop findet, die so verstörend wie alltäglich sind, fragt sie sich, wie gut sie ihre Schwester wirklich kannte. Auch Gespräche mit Bekannten und Freunden werfen immer mehr Fragen auf.

Bereits am Anfang des Romans erzeugt Landsteiner ein intimes Portrait der beiden Frauen, die sich sehr nahestanden. Karla besuchte Marie zweimal im Jahr in New York und sie telefonierten täglich miteinander.

Das Buch
Anika Landsteiner
„So wie du mich kennst“
Fischer-Verlag, 352 Seiten, Preis: 16,99 Euro
ISBN 978-3-8105-3074-5
Dieses Buch können Sie bei unserem Partner Dialogversand bequem direkt bestellen.

Der Roman wird abwechselnd aus beiden Perspektiven geschildert. Karla erzählt aus der Zeit kurz nach Maries Tod und Marie einige Monate vor ihrem Unfall. Dabei gibt es in beiden Erzählsträngen Rückblenden und Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse und Gespräche als Kinder und junge Erwachsene.

Landsteiner schafft es dadurch besonders gut, sowohl das innige Verhältnis der beiden zu beschreiben, als auch die unterschiedlichen Charakterzüge beider darzustellen. Karla, die mit ihrem Job als Lokaljournalistin in ihrer Heimat zufrieden ist und Marie, die als erfolgreiche Fotografin die Welt bereiste und immer nach neuen Herausforderungen suchte. Durch die unterschiedlichen Charaktere der beiden Frauen und der engen Bindung zueinander, schafft Landsteiner tiefe Persönlichkeiten, die in der Lage sind, sich selbst zu hinterfragen. Bezeichnend dafür ist der Satz, den Marie zu Karla als Kind sagte: „Ich bin nicht ich ohne dich“.

Besonders hervorheben möchte ich Landsteiners sanften Schreibstil, der die/den Leser*in durch diese traurige Geschichte begleitet. Anika Landsteiner erzählt eindringlich, bewegend und aufrüttelnd von Frauen wie uns. Ein Buch, das im Kopf bleibt. Ein melancholischer, inniger Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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