Matthias Grammann zur Ablehnung von Viola Kohlberger als Pfadfinder-Kuratin

Bischöfe entscheiden ohne Transparenz: Das geht besser!

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Viola Kohlberger darf nicht als Bundeskuratin der Pfadfinder kandidieren. So entschieden die Bischöfe - ohne Begründung. Der Protest war groß: Das hat mit synodaler Kirche nichts zu tun. Matthias Grammann denkt noch einen Schritt weiter.

„Wir wollen Macht und Verantwortung in der Kirche so verstehen, verändern und ausüben, dass die „Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Titusbrief 3,4) neu entdeckt werden kann.“ – Aus dem beschlossenen Grundtext „Macht und Gewalteinteilung in der Kirche“ des Synodalen Weges.

Die katholische Kirche in Deutschland will synodaler werden und weiß noch nicht genau, wie. Besonders unklar bleibt, wie gemeinsame Entscheidungsprozesse zwischen Lai:innen und Klerikern, insbesondere Bischöfen, zukünftig gestaltet werden können. In dieser Situation zeigt die Deutsche Bischofskonferenz einmal mehr deutlich, wie es nicht geht.

Geweihte Männer hinter geschlossenen Türen

Der Autor
Matthias Grammann ist 38 Jahre alt, verheiratet, Vater von zwei Kindern, Pastoralreferent, Leiter des Jugendpastoralen Zentrums Areopag in Recklinghausen und Pastoraler Koordinator im Raum Lünen / Cappenberg / Werne. Er ist nicht und war nie Mitglied der DPSG.
 

Der Wahlausschuss der DPSG bat die Deutsche Bischofskonferenz, Viola Kohlberger als Kandidatin für das Amt der Bundeskuratin (geistlichen Leiterin) zuzulassen. Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz lehnte das jedoch kürzlich in einer geheimen Abstimmung ab.

Die Gründe für diese Ablehnung bleiben im Dunkeln. So entsteht keinerlei Transparenz und erst recht kein synodaler Dialog, bei man dem versucht, die Position der jeweils anderen intensiv zu verstehen. Am Ende entschieden geweihte Männer hinter geschlossenen Türen, ohne ihre Entscheidung zu begründen. Wo könnte denn eigentlich in dieser Machtausübung die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes entdeckt werden?

Wie es besser gehen könnte

Eher herrscht Misstrauen. Gegenüber der Kandidatin, die als Mitglied der Synodalversammlung für Reformen eintrat. Sie warf Kardinal Woelki dort vor, sie im persönlichen Gespräch unter Druck gesetzt zu haben. Nun lernt sie die eher anonyme Seite katholischer Machtausübung kennen. Misstrauen gegenüber dem Bistum Augsburg, in dem Viola Kohlberger Diözesankuratin ist, gegenüber DPSG-Kontaktbischof Gerber und auch gegenüber der DPSG, der nicht zugetraut wird, über die Befähigung der Kandidatin selbst zu urteilen.

Wie könnte es besser gehen? Es ist legitim, dass die Bischofskonferenz bei der Wahl dieses Amtes, das eine besondere Verbindung zwischen dem Verband und der Amtskirche darstellt, einbezogen ist. Es gibt bereits von den Bischöfen gesetzte Kriterien. Haben Bischöfe oder hoffentlich irgendwann der Synodale Rat darüber hinaus tiefergehende Bedenken gegen eine:n Kandidat:in, sollten sie diese über ihre Kontaktperson(en) klar in die Personaldebatte auf der Bundesversammlung der DPSG einbringen. Und dann darauf vertrauen, dass die Wahl im Aufeinander-Hören geisterfüllt und daher richtig sein wird.

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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